Verletzte Anteile heilen - Die Arbeit mit dem inneren Kind

Das "innere Kind" steht sinnbildlich dafür, dass unsere Psyche sehr von unserer Kindheit geprägt ist. Wir gelten dem Alter nach als erwachsen und doch sind viele von uns seelisch gesehen noch kleine Kinder.

 

Wir sehnen uns nach Liebe, Anerkennung, Freiheit, Geborgensein und Schutz. Werden diese kindlichen Bedürfnisse von den Eltern nicht oder nur ungenügend gesehen und befriedigt, dann streben sie auch dann noch nach Erfüllung, wenn wir längst erwachsen sind.

 

Wir tragen dann als Erwachsene ein verletztes Kind in uns, das sich zu kurz gekommen, ungesehen, ungeliebt oder alleingelassen fühlt und das ständig versucht, die innere Leere doch noch zu füllen - u.a. mit materiellen Dingen, Alkohol, Süßigkeiten oder Ablenkungen wie Fernsehen oder Computerspielen. Oder wir suchen die Bedürfniserfüllung bei anderen Menschen -  beim Partner oder bei den Kindern. Auch Arbeit, Kaufen, Spiel, Sex und Sport können eine Fluchtmöglichkeit sein.

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Das innere Kind ist die Summe unserer kindlichen Prägungen (gute wie schlechte),

die wir durch unsere Eltern und andere wichtige Bezugsmenschen erfahren haben.

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Mittlerweile existieren viele gelungene Bücher über die Arbeit mit dem inneren Kind. Eines davon ist das Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl. Sie arbeitet mit drei Persönlichkeitsanteilen: dem verletzten Schattenkind (verdrängte seelische Schmerzen wandern hier hin), dem fröhlichen Sonnenkind (steht für unsere positiven Prägungen und guten Emotionen) und dem inneren Erwachsenen.

 

Sobald wir Kummer, Stress, Wut oder Angst verspüren, sind eines oder mehrere dieser 4 psychischen Grundbedürfnisse im Spiel:

  • das Bedürfnis nach Bindung,
  • das Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle,
  • das Bedürfnis nach Lustbefriedigung bzw. Unlustvermeidung,
  • das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung bzw. Anerkennung.

Oft sind psychische Probleme auf eine Verletzung einer oder mehrerer dieser psychischen Grundbedürfnisse und den daraus entstandenen Glaubenssätzen zurückführen.

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Ein Glaubenssatz ist eine tief verankerte Überzeugung,

die eine Einstellung zu uns selbst oder zu unseren

zwischenmenschlichen Beziehungen ausdrückt.

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Aufgrund dieser Glaubenssätze nehme ich die Welt wahr, als würde ich durch eine verfärbte Brille schauen.

 

Und: Sind wir in unseren Bedürfnissen oft frustriert worden, haben wir viele Schutzstrategien gebildet, die uns vor negativen Gefühlen und Gedanken unseres Schattenkindes beschützen sollen. Diese Schutzstrategien sind die eigentliche Ursache für unsere Probleme.

Hier ein Beispiel:

 

Klara hat den Glaubenssatz "Ich genüge nicht!". Sie wird dann entweder unbewusst viel dafür tun, um ihn zu entkräften, oder sie hat resigniert und tut unbewusst viel dafür, um ihn zu bestätigen.

 -> Eine typische Schutzstrategie, diesen Glaubenssatz zu entkräften, ist z.B. Perfektionsstreben (aus der unterschwelligen Angst zu versagen und abgelehnt zu werden). Klara ist aufgrund ihres negativen Glaubenssatzes unheimlich bemüht, alles richtig zu machen. Fehler und Versagen lösen in ihr tiefe Schamgefühle aus - sind sie doch die klägliche Bestätigung ihrer gefühlten Unzulänglichkeit.

 

Perfektionisten laufen Gefahr sich total zu verausgaben. Es gibt kein "genug". Ständig rennt Klara hinter ihren eigenen Ansprüchen hinterher. Die erzielten Erfolge erleichtern nur kurzfristig. Der äußere Erfolg heilt nicht die tiefen Verletzungen des Schattenkindes von Klara. Dies bleibt in seiner Realität von früher verhaftet und ist überzeugt, das es eigentlich nicht genügt.

 

Daher hat Klara, die objektiv sehr erfolgreich ist, trotzdem viele Selbstzweifel und ist nie wirklich zufrieden mit sich. Sie ist im übersteigerten Maß bemüht, die Anerkennung von ihren Mitmenschen zu erhalten. Das Problem: Sie richtet ihr Tun extrem nach der Anerkennung anderer aus und verliert den Kontakt zu ihren wahren Wünschen und zum Teil auch zu ihren moralischen Werten.

 

Es gibt noch viele weitere Schutzstrategien, wie beispielsweise die Realitätsverdrängung, Projektion und Opferdenken, Harmoniestreben und Überanpassung, Kontrollstreben, Angriff, Sucht, Helfersyndrom etc..

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Um etwas zu verändern, muss ich es zunächst erkennen.

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Viele Übungen können uns zur Heilung des inneren Kindes verhelfen. Es geht darum, sich wieder mit all seinen Gefühlen, auch gerade mit den unangenehmen zu verbinden, Glaubenssätze aufzuspüren, Gefühle bewusst zu machen, Schutzstrategien zu erkennen und dann umzuwandeln.

 

Das Schattenkind möchte getröstet werden, damit es sich gesehen fühlt, sich beruhigen kann und genügend Raum für das Sonnenkind entsteht.

 

Wer keine innere Heimat hat, wird sie auch nicht im Außen finden.

                                                                

Manchmal ist es einfacher, ein wenig Unterstützung bei diesem Prozess zu haben. Welche Methoden (EMDR, Rückführung, Gesprächstherapie, Übungen etc.) wir anwenden und kombinieren, entscheiden Sie und ich zusammen und ganz individuell, je nachdem was gerade gebraucht wird und passt.

 

Diese innere Arbeit ist wie ein Puzzle zu verstehen - Stück für Stück nähern wir uns unserer inneren Wahrheit (nicht der selbstkonstruierten "Wirklichkeit"). Wir müssen verinnerlichen, dass wir uns mit unserem Schattenkind und dessen Glaubenssätzen unsere Wirklichkeit selbst konstruiert haben. Und wir dürfen uns selbst der liebevolle Erwachsene sein, damit sich unser inneres Kind gesehen, geliebt, verstanden und beschützt fühlt. Wenn wir diese Prozesse mit Bewusstsein durchleuchten, befinden wir uns schon mitten im Heilungsprozess...

 

Sprechen Sie mich gerne an, ich begleite Sie auf diesem Weg...

 

Herzlichst,

Madleen Cipra